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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Turun ja Porin - Tusculum

235 E., meist Verbannte und Kosaken; Post, zwei Kirchen, Flußhafen und Jahrmarkt.

Turun ja Porin, Gouvernement in Finland, s. Åbo-Björneborg.

Túrvékony̆a, Badeort im ungar. Komitat Szathmár, bei Szinyér Váralja (s. d.).

Tûs, alte Stadt, s. Meschhed.

Tusaun, schweiz. Ort, s. Thusis.

Tuscarōra, weicher Mais, s. Mais.

Tuscarōra, nordamerik. Indianerstamm, der ehemals im Norden von Carolina saß. Er trat 1714 dem irokesischen Staatenbunde bei und existiert gegenwärtig in spärlichen Überresten im Westen des Staates Neuyork. (S. Irokesen.)

Tuscarōra, Kriegsschiff der Vereinigten Staaten, machte unter Belknap 1874 Tieflotungen durch den nördl. Stillen Ocean, um einen praktischen Weg für ein Telegraphenkabel zwischen den Vereinigten Staaten und Japan zu finden. Die T. begann ihre Ausreise bei San Diego an der kaliforn. Küste, berührte Honolulu und Port-Lloyd auf den Bonin-Inseln und erreichte Jokohama am 22. April. Auf dieser Strecke waren im ganzen 135 Tieflotungen gemacht. Auf der Heimreise wurde zuerst die Linie des größten Kreisen von Jokohama nach dem Kap Flattery (bei Vancouver) am 8. Juni eingeschlagen; dabei fand man aber nach 15 Lotungen so große Tiefen (über 4600 Faden), daß die T. wieder an die Küste Japans zurücklief und einen nördlichern Rückweg, der dicht bei den Kurilen und stellenweise nordwärts von den Alëuten vorbeiführte, wählte, da die großen Meerestiefen wegen des starken Druckes nicht für unterseeische Kabel geeignet sind. Auf dieser Strecke wurden bis zur nordamerik. Küste 162 Lotungen gemacht. Ankunft der T. in San Francisco 2. Sept. 1874. Die Lotungslinie auf der Ausreise der T. ist auf Tafel: Tiefseeforschung, Fig. 11, dargestellt. In der Nähe der japan. Küste lotete die T. die größte bis dahin gefundene Meerestiefe, das Tuscarora-Tief (s. Meer). Mit den Lotungen verband die T. Messungen der Tiefseetemperaturen. – Vgl. Hydrographic Office: Deepsea soundings in the North Pacific, obtained in the U. S. S. Tuscaroa, comm. George E. Belknap (Washington 1874).

Tuscarōrareis, s. Zizania.

Tuscarora-Tief, s. Tuscarora und Meer.

Tusch, s. Touchieren.

Tusche, eine in viereckigen Stücken oder Stangen in den Handel kommende schwarze Farbe, die sich mit Wasser leicht abreiben läßt, alle Schattierungen vom schwächsten Grad bis zur vollkommensten Schwärze giebt und in der Aquarellmalerei sowie bei der Anfertigung technischer und kunstgewerblicher Zeichnungen in Anwendung kommt. Die feinste T. ist die chinesische T., deren Zubereitung den Europäern lange Zeit ein Geheimnis war. Zu ihrer Fabrikation wird Sesamöl oder ein anderes feines Pflanzenöl mit Firnis und Schweinefett vermischt, diese Mischung langsam zu Ruß verbrannt und dem letztern etwas Leim als Bindemittel zugesetzt. Der so entstandene Teig wird auf hölzernem Amboß mit stählernem Hammer geschlagen; etwas Moschus oder Kampfer bewirkt den Wohlgeruch. Die Masse wird in hölzernen Formen 20 Tage getrocknet. Es werden etwa 12 Sorten hergestellt; der Preis pro Pfund beträgt 2‒140 M. Die Fabrikation geschieht nur in der chines. Provinz Ngan-hwei; dieselbe führte 1895 etwa 4000 Pfund im Werte von 112800 M. aus. Die in Europa aus Lampenruß hergestellte T., die nach altem Brauch, wenn sie gangbar sein soll, die chines. Stangenform mit chines. Verzierungen und Zeichen besitzen muß, erreicht gegenwärtig in vielen Fällen an Güte (d. h. reiner Schwärze und Verteilbarkeit) fast das chines. Erzeugnis. Gute T. ist von tiefschwarzer Farbe ohne Beimischung eines fuchsigen Tons und von glasähnlichem Bruch. Flüssige T. heißt die wässerige Lösung der schwarzen Masse, die beim Digerieren und nachfolgenden starken Erhitzen von Kampfer mit konzentrierter Schwefelsäure entsteht.

Tuschen, Tuschinen, ein Name der Georgier (s. d.)

Tuschfarben, gleichbedeutend mit Aquarell- oder Wasserfarben.

Tuschino, Dieb von, s. Demetrius (russ. Großfürsten).

Tuschjetu-Chan, s. Mongolei.

Tuschmanier, bei den Franzosen dessin au lavis, ein technisches Verfahren, das den Übergang vom trocknen Zeichnen mit Kreide oder Stiften zum Malen bildet. Es besteht in dem Eintragen der Schatten in eine bloß in Umrissen angelegte Zeichnung durch allmähliches Überarbeiten mit immer dunklern Farben. Ein zarter, genauer Umriß, weiche, saftige Schatten, zuletzt recht markige Drucker an den dunkelsten Stellen und recht rein erhaltene Lichter in den hellsten machen eine schöne getuschte Zeichnung. (S. auch Kupferstechkunst und Terrainzeichnung.)

Tuscĭa, s. Etrurien und Toscana.

Tusculānen, Bezeichnung der Grafen von Tusculum, Nachkommen der Marozia (s. d.) und des Alberich. Sie rissen das Stadtregiment in Tusculum an sich und verdrängten Johannes Crescentius (s. d.) aus Rom, worauf der jüngste der drei Brüder, Theophylakt, das Papsttum als Benedikt Ⅷ. (1012‒24) übernahm. Kaiser Heinrich Ⅱ., welcher sich den Patriciustitel vorbehielt, bestätigte die zwei Brüder Benedikts, Alberich und Romanus, als Herren von Rom. Letzterer bestieg nach dem Tode seines Bruders als Johann ⅩⅨ. (1024‒33) den päpstl. Stuhl. Ihm folgte sein Neffe Benedikt Ⅸ. (1033‒48), der durch Leo Ⅸ. gestürzt wurde. Nach Stephans Ⅸ. (Ⅹ.) Tod (1058) hofften die T. Papsttum und Patriciat wieder in ihre Hände zu bringen durch Erhebung Benedikts Ⅹ. (s. Nikolaus Ⅱ.), gewannen aber erst unter Alexander Ⅱ. wieder an Bedeutung durch Unterstützung des Gegenpapstes Cadalus. Als Führer des Adels gegen ein starkes Papsttum treten die T. noch unter Paschalis Ⅱ. (1116), unter Innocenz Ⅱ. (1137) und Eugen Ⅲ. hervor, werden aber im 12. Jahrh. durch die Pierleoni und Frangipani und die republikanische Bewegung in Rom in den Hintergrund gedrängt.

Tuscŭlum, eine uralte Stadt in Latium, 18 km südöstlich von Rom im Albanergebirge gelegen, der Sage nach von Telegonos, dem Sohne des Odysseus und der Kirke, gegründet. Ihr Diktator Octavius Mamilius soll der Eidam des Königs Tarquinius Superbus gewesen sein und sich des Vertriebenen angenommen haben, als er, von Porsenna aufgegeben, zu ihm floh. Später war T. den Römern befreundet, bekam 381 das Bürgerrecht und behielt es auch noch nach dem Latinischen Kriege. Im Mittelalter war die Stadt Sitz eines mächtigen Grafengeschlechts (s. Tusculanen), das im 10. und 11. Jahrh. die Herrschaft über Rom zu erlangen strebte, und oft den päpstl. Thron besetzt hat. 1191 wurde T. von den Römern auf das grausamste zerstört. Die Einwohner bauten darauf nahe der alten Stätte einen neuen