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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Urban; Urbanistinnen; Urbanität; Urbānuspillen; Urbarĭum; Urbeis; Urbi et orbi; Urbīno

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Urban (Ignaz) – Urbino (Stadt)

wußte. Zu Châtillon-sur-Marne wurde ihm 1887 ein Denkmal errichtet. – Vgl. M. F. Stern, Zur Biographie des Papstes U. Ⅱ. (Berl. 1883).

U. Ⅲ. (1185‒87), vorher Lambert oder Hubert Crivelli, ein Mailänder, seit 1185 Erzbischof von Mailand, war ein heftiger Gegner des Kaisers Friedrich Ⅰ. und wollte eben den Bann gegen ihn aussprechen, als er plötzlich in Ferrara starb.

U. Ⅳ. (1261‒64), eigentlich Jakob Pantaleon, Sohn eines Schuhmachers zu Troyes, Kanonikus daselbst, dann Bischof von Laon und später Patriarch von Jerusalem, verbündete sich mit Karl von Anjou gegen Manfred von Sicilien und stiftete das Fronleichnamsfest (s. d.). – Vgl. Georges, Histoire du pape Urbain Ⅳ (Par. 1865); Dorez und Guiraud, Les registres d’Urbain Ⅳ. 1261‒64. Recueil des bulles de ce pape (ebd. 1892).

U. Ⅴ. (1362‒70), vorher Wilhelm von Grimoard, geb. zu Grisac im Gévaudan, Benediktiner, theol. Lehrer zu Montpellier und Avignon, dann Abt zu Auxerre und Marseille, zuletzt päpstl. Legat in Neapel und Sicilien, schlug vorübergehend seine Residenz in Rom auf, kehrte dann aber wieder nach Avignon zurück, wo er auch starb. Er war ein ernstgesinnter Mann, Feind der Simonie und Freund der Gelehrsamkeit, aber ein schwacher Regent. Von ihm rührt die ursprüngliche Form der Bulle In coena domini (s. d.) her. – Vgl. Magnan, Histoire d’Urbain Ⅴ (2. Aufl., Par. 1863); Prou, Étude sur les relations du pape Urbain Ⅴ avec les rois de France (ebd. 1888).

U. Ⅵ. (1378‒89), vorher Bartholomäus von Prignano, aus Neapel, war Erzbischof von Bari, trat nach seiner Erhebung auf den päpstl. Stuhl so energisch gegen die Kardinäle auf, daß diese Clemens Ⅶ. als Gegenpapst erwählten. Dieser floh nach Avignon (1378‒94), während U. in Rom blieb. Gegen die Königin Johanna Ⅰ. von Neapel nahm er für Karl von Durazzo Partei, entzweite sich aber auch mit diesem und ließ unter dem Vorwande, daß er und die Kardinäle sich gegen ihn verschworen hätten, sechs derselben 1385 hinrichten. Um Geld zu gewinnen, setzte U. das Jubeljahr (s. d.) statt auf jedes 50. auf jedes 33. Jahr fest. Er starb zu Rom, wie es scheint an Gift. – Vgl. Jahr, Die Wahl U.s Ⅵ. 1378 (in den «Hallischen Beiträgen zur Geschichtsforschung», Heft 1, Halle 1892).

U. Ⅶ. (1590), vorher Giovanni Battista Castagna, war früher Gesandter mehrerer Päpste in Deutschland und Spanien und überlebte seine Wahl zum Papst nur 13 Tage.

U. Ⅷ. (1623‒44), vorher Maffeo Barberini, geb. 1568 zu Florenz. Selbst Gelehrter, förderte er Künste und Wissenschaften; die Regierung aber überließ er seinen Vettern. Unter ihm fiel das Herzogtum Urbino dem päpstl. Stuhl zu. U. erteilte den Kardinälen den Titel Eminenz, zwang Galilei (s. d.) zum Widerruf, erließ 1642 gegen die Jansenisten die Bulle In eminenti, verbesserte 1631 das Breviarum Romanum und errichtete 1627 das Collegium de propaganda fide; auch rührt von ihm die jetzige Form der Bulle In coena domini (s. d.) her. Seine Gedichte (Rom 1631 und Par. 1642) gab später Jos. Brown (Oxf. 1726) heraus. – Vgl. Brosch, Geschichte des Kirchenstaates, Bd. 1 (Gotha 1880); Gregorovius, U. Ⅷ. im Widerspruch zu Spanien und zum Kaiser (Stuttg. 1879).

Urban, Ignaz, Botaniker, geb. 7. Jan. 1848 zu Warburg in Westfalen, studierte seit 1866 zunächst Philologie in Bonn, dann Naturwissenschaften in Berlin, war 1873‒78 Lehrer am Pädagogium in Groß-Lichterfelde, wurde 1878 Assistent, 1883 Kustos und 1889 Unterdirektor des Botanischen Gartens und Museums in Berlin, mit dem Titel Professor. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften veröffentlichte er: «Prodromus einer Monographie der Gattung Medicago» (Berl. 1873), «Geschichte des königl. Botanischen Gartens und des königl. Herbariums zu Berlin» (ebd. 1881), «Monographie der Familie der Turneraceen» (ebd. 1883), «Additamenta ad cognitionem florae Indiae occidentalis», Ⅰ, Ⅱ (Lpz. 1892‒95). Ferner gab U. in Verbindung mit Eichler und Garcke das «Jahrbuch des königl. Botanischen Gartens und Botanischen Museums» heraus und leitet seit 1887 die Redaktion der «Flora brasiliensis», in der er mehrere Monographien von Pflanzenfamilien veröffentlichte.

Urbanistinnen, geistlicher Frauenorden, s. Klarissinnen.

Urbanität, s. Urban.

Urbānuspillen, Abführpillen, die als Geheimmittel vertrieben werden. Die dauernde Anwendung ist, ähnlich wie bei den Schweizerpillen, nicht ohne Gefahr.

Urbarĭum, s. Flurbuch.

Urbeis, frz. Orbey, Dorf im Kanton Schnierlach, Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, an der Weiß und der Kaysersberger Thalbahn (Station U.-Eschelmeer), in den Vogesen, hat (1895) 4545 E., darunter etwa 50 Evangelische, Postagentur, Telegraph, drei kath. Kirchen, eine Versorgungsanstalt; Baumwoll- und Seidenweberei, Weberschiffchenfabrikation und bedeutende Milchwirtschaft (Fettkäse). 3 km südwestlich die Trümmer der 1138 gestifteten, einst berühmten, 1789 aufgelösten Cistercienserabtei Pairis. In der Nähe der Weiße See (1055 m, 29 ha) und der Schwarze See (950 m, 14 ha), welche viel von Fremden besucht werden.

Urbi et orbi (lat., «der Stadt und dem Erdkreis»), soviel wie aller Welt (verkünden oder den Segen erteilen, s. Benediktion).

Urbīno, lat. Urbinum, Hauptstadt des Kreises U. (116395 E.) der ital. Provinz Pesaro-Urbino in den Marken, auf hohem Felsen, zwischen Metauro und Foglia, in 451 m Höhe, Sitz eines Erzbischofs, hat (1881) 5087, als Gemeinde 16812 E., eine 1671 gegründete Universität mit jurist. und mathem. Fakultät, pharmaceutische und technische Schule, ein Institut der schönen Künste; Seidenindustrie und Bereitung von Nadeln und Käse. Der herzogl. Palast mit drei Loggien, 1468 von Luciano da Laurana aus Dalmatien erbaut und 1480 mit einem Hallenhof von Baccio Pintelli versehen, enthält Skulpturen, Inschriften und eine Gemäldesammlung, wogegen die berühmte Bibliothek nach Rom geschafft ist; im Dom sind Gemälde von Timoteo Viti, Federigo Baroccio und Piero della Francesca, in der Kirche San Domenico Reliefs von Luca della Robbia (1449); die Kirche San Francisco (14. Jahrh.) besitzt einen stattlichen Glockenturm; San Spirito zwei bedeutende Bilder von Luca Signorelli (1495), und das Oratorio della Confraternità di San Giovanni Malereien der Brüder San Severino (1416). Das Geburtshaus Raffaels, dem hier 1897 ein Standbild errichtet wurde, gehört der königl. Accademia Raffaello und enthält Kupferstiche nach seinen Werken und ein Freskogemälde von seinem Vater. 2 km östlich das ehemalige Kloster und die Kirche San Bernardino. Seit dem 13. Jahrh. war U. im Besitz der Montefeltre und gelangte unter Federigo