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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vapeurs - Varasdin

Vapeurs (frz., spr. wapöhr), Blähungen und das damit verbundene Mißbehagen, krankhafte Laune.

Vaporimēter (lat.-grch.), ein von H. Geißler in Bonn konstruierter physik. Apparat zur Bestimmung des Alkohols im Wein, Schaumwein, Bier u. s. w. Derselbe gründet sich darauf, daß, da der Alkoholdampf schon bei 78,3°, der Wasserdampf erst bei 100° eine Spannkraft gleich einer Atmosphäre besitzt, die Spannkraft einer weingeistigen Flüssigkeit für eine bestimmte Temperatur um so größer sein muß, je mehr jene Alkohol enthält. Die Skala des Apparates zeigt direkt, wieviel Prozent Alkohol dem Gewicht oder Volumen nach in der Flüssigkeit enthalten sind. Die mit dem V. erzielten Resultate sind für technische, aber nicht für wissenschaftliche Zwecke genügend genau.

Vaporisation (neulat.), Verdampfung.

Vaporōso (ital.) s. Sfumato.

Vaqueros (spr. -kē-), Bevölkerungsklasse in Asturien (s. d.)

Vár oder Város (ungar.), soviel wie Stadt, häufig in zusammengesetzten Ortsnamen.

Var, 120 km langer Küstenfluß im franz. Depart. Seealpen, war bis 1860 Grenzfluß gegen Italien, entspringt an der Ostseite des Mont-Pelat (3023 m), geht in Windungen nach E., erhält rechts die Vaïre, fiießt nach O., links Cians und Tinée (unterhalb Villars) aufnehmend, wendet sich zuletzt südlich, empfängt links Vesubie und rechts Esteron und mündet 7 km südwestlich von Nizza ins Ligurische Meer. Er ist oft reißend, zur Zeit der Schneeschmelze verheerend, niemals schiffbar, sondern meist seicht.

Var, franz. Departement in der Provence, wird seit 1860 vom Fluß V. nicht mehr bewässert, da das Arrondissement Grasse zum Depart. Seealpen kam, liegt zwischen den Depart. Rhônemündungen (im W.), Niederalpen (im N.), Seealpen (im NO.) sowie dem Mittelmeer (im S.), hat auf 6027,53 (nach Berechnung 6044) qkm (1896) 309191 W. (20855 mehr als 1891), darunter 33807 Ausländer, also 51 E. auf 1 qkm, und zerfällt in 3 Arrondissements (Brignoles, Draguignan, Toulon) und 28 Kantone mit 147 Gemeinden. Hauptstadt ist Draguignan, größte Stadt Toulon. Die Küste ist meist felsig, hat viele Vorgebirge, Inseln (z. B. bei Hyères) und Buchten (von Fréjus, St. Tropez, Cavalaire, Bormes, Hyères, Giens, Toulon, St. Nazaire), ist zum Teil auch flach mit Dünen und Sümpfen. Hinter der Küste erheben sich Hügellandschaften (im W. die Vaux d’Ollioules, ein Felsenlabyrinth), weiterhin Verzweigungen der Seealpen, die in der Cabrière bis 1130 m ansteigen. Bewässert wird das Land außer vom Vernon an der Nordgrenze, der zur Durance geht, nur von den Küstenflüssen Gageau, Molle und Argens, von denen dieser die meisten Zuflüsse hat, das Departement von W. nach O. durchfließt und den längsten Lauf hat. Das Klima ist gemäßigt, wird aber vom eisigen Mistral sowie den heißen Südwinden beeinträchtigt. Der Boden ist teilweise steinig und dürr, da, wo gut bewässert, außerordentlich fruchtbar, trägt aber nicht den Bedarf. Es wurden 1895: 414000 hl Weizen, 6970 hl Roggen, 7375 hl Gerste, 58500 hl Hafer erbaut. Die Terrassenkultur des Weinstocks liefert reichen Ertrag (1895 auf 36971 ha 548686 hl, 1885‒94 durchschnittlich 410414 hl), ebenso die der Olive, Korinthe, des Maulbeerbaums, verschiedener Obstarten und des Kapernstrauchs. An der Küste giebt es Korkeichen, Kastanien, Orangen, Palmen, Aloe und Kakteen, auf den Höhen Fichten- und Eichenwälder, gute Weiden und an den Abhängen Erdbeer-, Myrten- und Jasminbäume. Die Viehzucht liefert Maulesel und Maultiere (Bestand 1895: 10012 Stück), Esel (4128), Schafe (203768), Ziegen (16500) und Schweine (26237), auch Bienenzucht wird betrieben. Das Meer bringt Sardellen, Thunfische, Austern, eßbare Muscheln, Korallen u. a. Der Bergbau ist gering (Blei, Eisen und etwas Braunkohle, 1893: 4050 t), außerdem wird Marmor, Porphyr, Alabaster, Granit und Serpentin gebrochen. Bei Hyères sind Salinen, die 1895: 26847 t Salz lieferten. Die Industrie erzeugt Parfümerien, Seife, Liqueure, Korke, Papier, Leder, Seide, Eisen-, Thon- und Holzwaren. Wichtig sind noch Schiffbau, Fischerei und Handel mit Wein, Essenzen, Olivenöl, Korken und Salz. Dem Handel dienen 12 Häfen, besonders Toulon, Hyères, St. Tropez und Fréjus, sowie 444,2 km Eisenbahnen und (1895) 290,7 km Nationalstraßen. Höhere Unterrichtsanstalten sind ein Lyceum und ein Collège.

V. A. R., Abkürzung für Votre Altesse Royale (frz., d. h. Eure Königliche Hoheit).

Vara, Längenmaß auf der Pyrenäenhalbinsel sowie in Mittel- und Südamerika, nur noch in einigen amerik. Staaten von gesetzlicher Geltung und von sehr verschiedener Größe. Die portugiesische und brasilianische V. = 1,1 m, die in Spanien verbreitetste V., die castilianische = 0,8359 m, die V. von Madrid = 0,843 m.

Varāhamihira, s. Indische Litteratur.

Váralja, Georg Haulik de, Kardinal, s. Haulik de Váralja.

Varallo, Hauptstadt des Kreises V. (32297 E.) der ital. Provinz Novara in Piemont, links an der Sesia, an der Mündung des Mastrellone, im Vallo Grande an der Südseite der Penninischen Alpen herrlich gelegen, an der Eisenbahn Novara-V. (55 km) und einer Trambahn nach Vercelli, hat (1881) 2452, als Gemeinde 3189 E., Gymnasium, technische Schule; Herstellung von Eisen- und Kupferwaren; ein Standbild Victor Emanuels Ⅱ. und eine Marmorstatue des Gaudenzio Ferrari (gest. 1546), von dem in der Kollegialkirche, in Sta. Maria delle Grazie und in Sta. Maria di Loreto sich viele Gemälde befinden. Über der Stadt, auf dem 608 m hohen Sacro Monte ein Wallfahrtsort, Nuova Gerusalemme.

Varangerfjord, Meerbusen, der bei 70° Breite vom Osten in das norweg. Festland eindringt, 110 km lang, 53 km breit. Der südl. Küstenstrich ist wegen seiner Naturschönheit berühmt. Im äußern Teil bildet der V. die Grenze gegen Finland.

Varanĭdae, s. Warane.

Vararutschi, s. Indische Litteratur.

Varasdin oder Warasdin, ungar. Varasd. 1) Komitat in Kroatien-Slawonien, grenzt im N. an das ungar. Komitat Zala, im O. an Belovar-Kreutz, im S. an das Komitat Agram, im W. an Steiermark und hat 2521,28 qkm und (1890) 258066 meist kath. kroat. E. (1044 Magyaren, 1939 Deutsche), darunter 2154 Griechisch-Orientalische und 1585 Israeliten, wird im W. durch das Matzelgebirge von Steiermark getrennt und im Innern von dem Varasdiner Gebirge (Ivansčica, 1060 m) durchzogen, welches südostwärts nach Slawonien übertritt. Im übrigen ist das Komitat eben, von der Drau bewässert, reich an Getreide, Tabak, Wein, Obst, Viehzucht, Wild, Fischen, liefert auch Schwefel und hat mehrere warme Bäder, darunter Krapina-Töplitz (s. d.) und Warasdin-Töplitz (s. d.). Das