Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wessenberg; Wessenberg-Ampringen; Wessenbrunn; Wesserling; Wessex; Wessobrunn; Wessobrunn ; Weßprim; West

654

Wessenberg - West (Benjamin)

Wessenberg, Ignaz Heinrich Karl, Freiherr von, kath. Theolog, geb. 4. Nov. 1774 zu Dresden, wo sein Vater österr. Gesandter war, studierte in Dillingen, Würzburg und Wien, lebte seit 1798 in Konstanz, wo er eine Dompfründe innehatte, und wurde 1801 zum Generalvikar des Bistums Konstanz berufen. W. bemühte sich, die Diöcese in seinem Sinne zu reformieren. Er erstrebte eine gründlichere und umfassendere wissenschaftliche Bildung der Geistlichkeit, wozu er unter anderm das Seminar in Meersburg stiftete, die Hebung des Schulunterrichts, verschaffte der deutschen Sprache Eingang in die Liturgie, führte den deutschen Kirchengesang ein, verminderte die Zahl der Kloster und Feiertage, beseitigte die Bittgänge und Wallfahrten, suchte dagegen Predigt, Katechese und Seelsorge zu heben. Auf dem Wiener Kongreß bemühte sich W. um die Gründung einer nationalen deutsch-kath. Kirche, die unter einem deutschen Primas stehen sollte. Infolgedessen verweigerte ihm die Römische Kurie die Bestätigung zum Koadjutor im Bistum Konstanz, und als nach Dalbergs Tod das Domkapitel 1817 W. zum Bistumsverweser wählte, verwarf der Papst durch ein Breve vom 15. März auch diese Wahl. Zu seiner Rechtfertigung reiste W. nach Rom, richtete aber nichts aus. In der Ausübung seines Amtes wurde er von dem Großherzog von Baden, der auch die mit offiziellen Aktenstücken 1818 herausgegebene Denkschrift «Über das neueste Verfahren der röm. Kurie gegen den Bistumsverweser von W.» an den Deutschen Bundestag brachte, geschützt, bis 1827 infolge der Gründung der rhein. Kirchenprovinz das Bistum Konstanz aufgelöst wurde. Seitdem lebte W. als Privatmann in Konstanz. 1829‒33 wirkte W. als Vertreter des grundherrlichen Adels in der bad. Ersten Ständekammer. Er starb 9. Aug. 1860 zu Konstanz. Von seinen zahlreichen Schriften, deren manche anonym erschienen, sind hervorzuheben: «Über den Verfall der Sitten in Deutschland» (Zür. 1799), «Die Elementarbildung des Volks» (ebd. 1814; 2. Aufl. 1835), «Die deutsche Kirche, ein Vorschlag zu ihrer neuen Begründung und Einrichtung» (ebd. 1818), «Die christl. Bilder» (2 Bde., Konstanz 1826‒28; 2. Aufl., St. Gallen 1845), «Die Bergpredigt Christi» (6. Aufl., St. Gallen 1861), «Über Schwärmerei» (Heilbr. 1834; 3. Aufl. 1848), «Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände im Bildungsgange der Menschheit» (Aarau 1836), «Die großen Kirchenversammlungen des 15. und 16. Jahrh. in Beziehung auf Kirchenverbesserung» (4 Bde., Konstanz 1840), «Gott und die Welt, oder das Verhältnis aller Dinge zueinander und zu Gott» (2 Bde., Heidelb. 1857). Seine «Sämtlichen Dichtungen» erschienen in 7 Bänden (Stuttg. 1834‒54). – Vgl. J. Beck, Freiherr J. H. von W., sein Leben und Wirken (Freib. i. Br. 1862; 2. Aufl., Karlsr. 1874); Kreuz, Charakteristik W.s (St. Gallen 1863) und die Biographie W.s in den «Bad. Biographien», hg. von Friedr. von Weech, Bd. 2 (Karlsr. 1878).

Wessenberg-Ampringen, Johann Philipp, Freiherr von, österr. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 28. Nov. 1773, trat, nachdem er in Freiburg und Straßburg seine Studien gemacht hatte, 1797 in den österr. Staatsdienst, wurde 1803 Ministerresident in Frankfurt, 1808 Gesandter in Berlin, 1811 in München. 1813 sollte er den Bund zwischen Österreich und England vermitteln, wurde aber, als er nach London gehen wollte, zu Hamburg von der franz. Polizei verhaftet und einige Zeit gefangen gehalten. Er nahm darauf Anteil am ersten und zweiten Frieden zu Paris und an den Verhandlungen des Wiener Kongresses, wirkte als der erste Gesandte Österreichs am Bundestage und half die Gebietsverhältnisse ordnen. Dein Metternichschen System nicht befreundet, trat er ins Privatleben zurück, bis er nach der Julirevolution von 1830 zum außerordentlichen Gesandten im Haag ernannt wurde, als welcher er an den Londoner Konferenzen zur Schlichtung der holländ.-belg. Wirren teilnahm. 1831 erfolgte seine Abberufung, weil er angeblich zu viel Hinneigung zu Belgien bewiesen hatte. Er zog sich nach Freiburg zurück, übernahm im Juni 1848 in dem österr. «konstitutionellen» Ministerium den Vorsitz mit dem Portefeuille des Äußern und des kaiserl. Hauses. Nach der Oktoberrevolution von 1848 folgte er dem Kaiser nach Olmütz und machte 21. Nov. dem Ministerium Schwarzenberg-Stadion Platz. Er kehrte nach Freiburg zurück, wo er 1. Aug. 1858 starb. – Vgl. Briefe von W. aus den J. 1848‒58 an Isfordink-Kostnitz (2 Bde., Lpz. 1877); Arneth, Johann Freiherr von W. (2 Bde., Wien 1897).

Wessenbrunn, s. Wessobrunn.

Wesserling, Fabrikort im Oberelsaß, s. Bd. 17.

Wessex, eins der angelsächs. Königreiche Britanniens, das schließlich die Führung in der sog. Heptarchie (s. d.) an sich brachte und damit ein engl. Gesamtreich unter westsächs. Führung gründete. Egbert (s. d.) unterwarf Cornwallis (815) und sodann das ganze Land südlich von der Themse. Bürgerkriege in Mercia und Northumbrien unterstützten ihn, 828‒829 mit der Unterwerfung dieser beiden Königreiche die Hegemonie über das angelsächs. Britannien an sich zu bringen. (S. Angelsachsen sowie Großbritannien und Irland, Geschichte.)

Wessobrunn oder Wessenbrunn, ein 753 von Herzog Thassilo gestiftetes, 1803 aufgehobenes Benediktinerkloster in Oberbayern, unfern des Lechs, zwischen Schöngau und Weilheim. (Vgl. Eberh. Graf von Fugger, Kloster W., Münch. 1885; G. Hager, Die Bauthätigkeit und Kunstpflege im Kloster W., ebd. 1894.) In den jetzt in München befindlichen Handschriften dieses Klosters hat sich ein für die althochdeutsche Litteratur wichtiges Sprachdenkmal aus dem Anfang des 9. Jahrh. erhalten, das Wessobrunner Gebet, das aus drei nicht zusammenhängenden Teilen besteht, dem Anfang einer heidnischen Kosmogonie in vier allitterierenden Versen von sächs. Herkunft, dann einer Strophe, die die Weltschöpfung christlich zu schildern beginnt, endlich einem Prosagebet. Ausgaben von Müllenhoff in den «Denkmälern deutscher Poesie und Prosa» (3. Aufl., 2 Bde., Berl. 1892). – Vgl. Müllenhoff, De carmine Wessofontano (Berl. 1861).

Weßprim, Komitat und Stadt in Ungarn, s. Veszprim.

West (Westen), s. Himmelsgegenden.

West, Benjamin, engl. Maler, geb. 10. Okt. 1738 zu Springfield in Pennsylvanien, begann seine Studien in Neuyork, ging 1760 nach Rom und nach einem dreijährigen Aufenthalt in Italien nach England, wo seine Bilder große Anerkennung fanden. 1765 wurde er Direktor der Incorporated Society of Artists, die seit diesem Jahre Ausstellungen veranstaltete, er ging aber 1768 zur neu begründeten königl. Akademie über, deren Präsident er 1792 nach Reynolds’ Tode wurde. Georg Ⅲ. machte ihn 1772 zum Hofmaler und 1790 zum