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Wittingau – Witu
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wittig (Hermann)'
Dreifaltigkeitskirchhof in Berlin, außerdem Gruppen und Statuetten, wie Najade, Winzerin, Jakob und Rahel, Venus und Amor. Unter den
Porträtbüsten sind die Kolossalbüste von Ludwig Tieck, die von Knesebeck, Patkul, Müffling hervorzuheben. Mit einem Christuskopfe für die Kapelle
von Schloß Rheineck siegte er über viele Bewerber. Sein Talent für figürliche Ornamentik und Monumentalskulptur bekundete er durch die
Giebelfelder für die Stadttheater zu Riga und Leipzig und für die Nationalgalerie in Berlin, ferner durch die Urania im Universitätsgebäude zu
Königsberg und die Statue von Descartes für die Akademie zu Budapest. W. lebt in Berlin.
Wittingau. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat
800,81 qkm und (1890) 46665 (22 663 männl., 24002 weibl.) meist czech. E. in 77 Gemeinden mit 89 Ortschaften,
und umfaßt die Gerichtsbezirke Lomnitz, Weseli und W. –
2) W., czech. Třeboň, Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und
eines Bezirksgerichts (371,38 qkm, 22280 E.), auf dem Hochplateau der zur Moldau gehenden Luschnitz,
umgeben von großen Teichen, an der Linie Wien-Gmünd-Prag der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 5421 meist czech. E., in Garnison ein Bataillon
des 75. Infanterieregiments «Christian IX., König von Dänemark», Stadtpfarrkirche (14. Jahrh.) mit wertvollen Altarbildern, früher Kirche des
Augustiner-Chorherrenstifts, welches 1376 gestiftet, unter Joseph II. aufgehoben wurde, eine zweite neue Kirche mit der Familiengruft der Fürsten
Schwarzenberg, fürstl. Schwarzenbergsches Schloß mit dem reichsten Archiv Böhmens, czech. Kommunal-Realgymnasium; Terpentinfabrik,
Dampfwalzmühle, Dampfsägewerk, Brauereien, große Ziegeleien, Handel mit Holz und Getreide und in der Nähe große Torflager. Die fürstl.
Fideïkommißherrschaft W. umfaßt 29242 ha, darunter 239 Teiche mit 5840 ha. Der größte der Teiche, der Rosenberger Teich, ist
7,21 qkm groß. Die ältesten Teiche stammen aus dem 14. Jahrh. (Dwořitzer Teich 1367); die wichtigste Periode
der Teichwirtschaft beginnt mit dem Fischmeister Stĕpanek (gest. 1538) unter den Rosenbergen, welcher die großen Teiche (Tiser, Opatowitzer,
Jamer und Zablater Teich) sowie den Zufluß- (den «goldenen») Kanal (46 km lang) anlegte und so die Verbindung der Teiche untereinander und mit
fließendem Wasser herstellte. Es wurden Riesendämme angelegt und mit Eichen bepflanzt. Der 14 km lange Neubach, in welchem jetzt noch Biber
gehalten werden, wurde zur Ableitung der Hochwässer erbaut. In neuerer Zeit wurden viele Teiche aufgelassen und in Wiesen und Acker
umgewandelt oder die Wechselwirtschaft eingeführt. – Vgl. Horák, Die Teichwirtschaft mit besonderer Rücksicht auf das südl. Böhmen (Prag 1869);
Špatny, Rybnikářstvi (ebd. 1890).
Wittlage. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat
314,37 qkm und (1895) 18465 (9139 männl., 9326 weibl.) E. und 31 Landgemeinden. –
2) Dorf und Kreisort des Kreises W., an der Hunte, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts
(Landgericht Osnabrück), hat (1895) 294 evang. E., Post, Telegraph, ein früher dem Bischof von Osnabrück gehöriges und befestigtes Vorwerk, jetzt
Sitz der Behörden, Bürgerschule. 2 km westlich von W. Solbad Essen, mit 943 E., Sparkasse, Tabak- und
Cigarrenfabrikation, 2 km südlich Schwefelbad Hüsede (626 E.). ↔
Wittlich. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Trier, hat
642,07 qkm und (1895) 38350 (19172 männl., 19178 weibl.) E., 1 Stadt und 77 Landgemeinden. –
2) Kreisstadt im Kreis W., links an der zur Mosel gehenden Lieser, in 171 m Höhe, an der Nebenlinie
Wengerohr-W. (4,2 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht
Trier), hat (1895) 3646 E., darunter 61 Evangelische und 215 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Synagoge,
kath. Schullehrerseminar; Lohgerberei, Wein- und Tabakbau.
Wittmund. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Aurich, hat
739,49 qkm und (1895) 51959 (28121 männl., 23838 weibl.) E., 2 Städte, 60 Landgemeinden und 6 Gutsbezirke. –
2) Flecken und Hauptort des Kreises W., an der Harle und den Linien W-Jever-Wilhelmshaven
(27,6 km) der Oldenburg. Eisenbahn und Emden-W. (74,2 km) der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Aurich), hat (1895) 1980 E., darunter 60 Katholiken und 70 Israeliten,
Postamt zweiter Klasse, Telegraph; Töpfereien, Ofenfabrik, Molkerei und bedeutenden Viehhandel.
Wittnebensches Öl, soviel wie Kajaputöl (s. d.).
Wittow, Halbinsel, s. Rügen.
Wittstock, Stadt im Kreis Ostprignitz des preuß. Reg.-Bez. Potsdam, an der Dosse und der Nebenbahn Perleberg-Mirow
(Prignitzer Eisenbahn), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Neuruppin) und Steueramtes, hat (1895) 7720 E., darunter 127 Katholiken und 68
Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, alte Stadtmauern, Reste der alten Bischofsburg, Marienkirche mit Altarschrein und Kanzel von Holbein,
Heiligegeistkirche, altes Rathaus mit Gerichtslaube, königl. Gymnasium mit naturhistor. und ethnogr. Sammlung, Knabenmittel-, höhere
Mädchenschule, landwirtschaftliche Schule mit Provinzial-Versuchsgarten, Hufbeschlag-Lehrschmiede, städtisches Krankenhaus, Frauenspital,
Beguinenhaus, Provinzial-Armen- und Siechenanstalt, städtische Sparkasse, Kredit- und Vorschußverein, Gasanstalt, Kanalisation; Tuchfabrikation
(3 Fabriken), Spinnereien, Färbereien, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen, Wagen, Bürstenhölzer, Seife und Essig, Orgelbauerei, Mühlen,
Sägewerke und Ziegeleien. – Hier siegten 24. Sept. 1636 die Schweden unter Banér über die Österreicher unter Hatzfeld und die Sachsen unter
Kurfürst Johann Georg I. – Vgl. R. Schmidt, Die Schlacht bei W. (Halle 1876).
Wittum (Vidualitium), eine der überlebenden Ehefrau ohne Rücksicht auf ihr
Eingebrachtes oder eine Mitgift neben der etwaigen Erbgebühr von dem Ehemann ausgesetzte Witwenversorgung, welche sich in den deutschen
Rechten findet. Diese Witwenversorgung besteht bald in der Überlassung einer Wohnung, bald in dem Nießbrauch an Grundstücken oder Kapitalien,
bald in der Bestellung von Geldrenten oder regelmäßig zu entrichtenden Naturalien.
Witu, Küstenlandschaft in Englisch-Ostafrika (s. Karte:
Deutsch-Ostafrika), zwischen 2 und 3° südl. Br.
gelegen, hat einen Flächeninhalt von 1200 qkm mit etwa 10000 E. W. ist eine leicht gewellte Ebene, bedeckt mit Savannen und zerstreuten
Gruppen von Mimosen und Dumpalmen; Urwald umgiebt den Hauptort W. Das Land ist fruchtbar; angebaut werden Reis, Bataten, Zuckerrohr,
Bananen, Sesam und Tabak, Kokospalmen und Mangobäume;
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 801.