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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Axe - Axolotl

die in die Etablissements Teich St. Roch, Breilh, Coulonbret und Thermal modèle verteilt sind; sie werden gegen Rheumatismus und Halskrankheiten gebraucht.

Axe, s. Achse.

Axenberg oder Aren, 1022 m hoher Bergvorsprung der Kaiserstockkette in den Glarner Alpen, im schweiz. Kanton Uri, am östl. Ufer des Urner Sees, des südl. Arms des Vierwaldstätter Sees. Der A. besteht aus Kalkstein der mittlern Jura- und der untern Kreideformation; sein Absturz gegen den See ist schroff und felsig und zeigt merkwürdige Schichtenbiegungen. Über den A. führte früher von Brunnen im Kanton Schwyz nach Flüelen im Kanton Uri ein rauher, gefährlicher Fußweg, den im Herbst 1799 der franz. General Lecourbe mit seinen Truppen bei der Verfolgung Suworows nachts bei Fackelschein zurücklegte. Jetzt führt von Brunnen nach Flüelen die 1863-64 erbaute Axenstraße, eine der schönsten und malerischsten Militärstraßen der Schweiz, 12 km lang, und die Strecke Brunnen Flüelen der Gotthardbahn. Unter derselben, hart am Seeufer, erhebt sich auf einem Felsvorsprunge des A., der Tellsplatte, die Tellskapelle, 1883 neu hergestellt, an der Stelle, wo, der Sage nach, Tell sich durch einen Sprung aus dem Schiffe der Gewalt des Landvogts Geßler entzog. Oberhalb der Straße liegen unweit Brunnen (s. d.) auf aussichtsreicher Bergterrasse die Kurhäuser Axenstein (750 m) und Axenfels (630m).

Axenie (grch.), Ungastlichkeit, Unwirtlichkeit, Mangel an Gastfreundschaft; axenisch, ungastlich, unwirtlich; Pontos axenos, ungastliches Meer, der früheste Name des Schwarzen Meers (s. d.).

Axenstein, Axenstraße, s. Axenberg.

Axilla (lat., «Achsel»), in der Botanik der Blattwinkel.

Axillar (lat.) heißt in der Anatomie das, was sich auf die Achsel (axilla) bezieht; daher arteria axillaris, die Achselpulsader; vena axillaris, die Achselblutader.

Axim, Fort, s. Ahanta.

Axin, Fettart, s. Age.

Axiuit, ein im triklinen System mit sehr scharfen Kanten, sehr häufig in der durch die beistehende Figur dargestellten Form krystallisierendes Mineral, das aber auch derb in schaligen und breitstrahligen Aggregaten vorkommt.

^[Abb.]

Der A. ist ziemlich so hart wie Quarz, hat das spec. Gewicht 3,0 bis 3,3 und eine nelkenbraune bis rauch graue und pflaumenblaue Farbe. Seiner chem. Zusammensetzung nach besteht er aus Kieselsäure, Thonerde, Kalk und Magnesia, mit Eisenoxyd, Manganoxyd und Borsäure. Man findet ihn in den Alpen, die schönsten zu Oisans in der Dauphiné und am Scopi beim Lukmanier, ferner zu Thum in Sachsen (wonach der A. auch Thumer Stein oder Thumit heißt), im Harz, in den Pyrenäen, in Cornwall u. s. w. Da der A. in reinen, durchsichtigen Stücken oft schöne Färbung hat und auch gute Politur annimmt, so wird er zu Schmucksteinen u. a. verarbeitet.

Axinsäure, s. Age.

Axiom (grch.), Grundsatz (s. d.).

Axiomatisch heißt ein Satz, der als Axiom oder Grundsatz (s. d.) gelten will.

Axiometer (grch.), ein in der Welle des Steuerrades befindliches Uhrwerk mit nach außen sichtbarem Zifferblatt und Zeiger, das in Graden die jeweilige Lage des Steuerruders zur Kielrichtung angiebt.

Axios, alter Name des Flusses Wardar (s. d.) in Macedonien.

Axishirsch (Cervus axis Erxleben), ein bis gegen 1,7 m langer Hirsch des Kontinents und der Inseln Ostindiens, mit einem höchstens sechsendigen Geweih, von gelbbrauner Farbe und, auch im ausgewachsenen Zustande, mit sieben Reihen weißer Flecken auf der Oberseite. Der A. ist in seinem Vaterlande ein Hauptjagdtier, das man auch nach England und Württemberg (Ludwigsburg) gebracht hat, wo es ziemlich eingebürgert ist. Wenigstens hält der A. das ganze Jahr hindurch im Freien aus und pflanzt sich auch regelmäßig fort. Nur setzt er seine Jungen häufig mitten im Winter, und diese gehen fast regelmäßig ein. Die Zahl der jährlich eingeführten A. ist verschwindend klein. Die meisten, welche für 150 M. das Stück zum Verkauf angeboten werden, sind in zoolog. Gärten gezüchtet.

Axminster, Stadt in der engl. Grafschaft Devon, links am Axe, hat (1891) 4985 E., Tuch-, Handschuh- und Bandfabriken. Die berühmte Teppichfabrik, die die sammetartigen Axminsterteppiche (s. d.) fertigt, befindet sich seit 1835 zu Wilton in Wiltshire. Schon in angelsächs. Zeit befand sich in A. eine Abtei (Axanmynster), von der noch die Kirche vorhanden ist.

Axminsterteppich, eine Art Sammetteppich mit langem, aufgeschnittenem Flor, die als Nachahmung der Smyrnateppiche gelten kann. Der Flor kommt dadurch zu stande, daß man zuerst (auf einem Handwebstuhl) eine leinwandbindige Ware herstellt, deren Kettenfäden in regelmäßig verteilten Gruppen angeordnet sind, und deren Einschlag aus gefärbtem Wollgarn besteht; indem man dieses Gewebe der Länge nach in Streifen schneidet, die je eine Kettenfadengruppe in der Mitte enthalten, und jeden solchen streifen (auf einer besondern Maschine) rinnenartig zusammenbiegt, erlangt man die eigentlichen Florschußfäden, die nun abwechselnd mit festen Grundschußfäden in eine leinene oder baumwollene Kette eingetragen werden und so das Sammetgewebe liefern, dessen (wollener) Flor ein im voraus entworfenes Farbenmuster darbietet. Die Herstellung dieser Teppiche erfordert bis jetzt sowohl im ersten wie im zweiten Webverfahren die ausschließliche Benutzung von Handwebstühlen.

Axolotl (altmexik.), ein Molch der Süßwässer Mexikos, der in Europa seit langem künstlich gezogen wird. In seiner gewöhnlichen Gestalt gehört er der Gruppe der Perennibranchiata (s. d.) an, besitzt drei Paar Kiemenbüschel an jeder Seite, vier Gliedmaßen und einen starken Hautsaum an dem seitlich zusammengedrückten Ruderschwanze. Diese Form, in der er sich auch fortpflanzt, behält er in seiner Heimat zeitlebens bei; sie wurde als selbständiges Tier Siredon pisciformis Shaw benannt. Neuerdings hat man jedoch die Entdeckung gemacht (Duméril und Marie von Chauvin), daß die von diesem Siredon stammenden Jungen, die bis auf die erst später hervorsprossenden Beine vollkommen die Organisation der Eltern aufweisen, die äußern Kiemen und den Flossensaum des Schwanzes verlieren und so vollkommen wie ein Landsalamander werden können, wenn es ihnen zur geeigneten Zeit möglich ist, ans Land zu kommen. Diese eigentliche Geschlechtsform des Tieres heißt Amblystoma mexicanum Cope. Sie tritt also nur unter gewissen günstigen Umständen auf, während