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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glasow – Glasschwärmer

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Glasopal'

furt a. M., auch im Serpentin vom Zobten und Jordansmühle in Schlesien, in Hohlräumen ungar. Brauneisensteine; er ist jedenfalls eine sehr jugendliche Bildung, indem er selbst auf Gestein aufsitzende Flechten überkrustet.

Glasow. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Wjatka, hügelig, im O. mit sandigen Niederungen, reich an Wäldern, hat 23862 qkm, 363745 E. (meist Russen, dann Wotjaken, Bessermjanen, Permier, Tataren, die zum Teil Mohammedaner sind), Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht, Eisenwerke. –

2) Kreisstadt im Kreis G., 224 km ostsüdöstlich von Wjatka, links der Tschepza, hat (1889) 1986 E., Post und Telegraph, 3 Kirchen, 1 Mädchenprogymnasium, städtische Bank, Handel mit Getreide, Flachs und Hanf nach Archangel.

Glaspapier, mit Leim bestrichenes, hierauf mit Glaspulver bestreutes Papier, zum Abschleifen von Holzwaren verwendet.

Glaspasten, s. Edelstein-Imitationen (Bd. 5, S. 707a).

Glasperlen werden aus Glasstäben oder Glasröhren verfertigt. Die farblosen oder gefärbten, leicht schmelzbaren Stäbe schneidet man in kleine Stücke und rundet dann scharfe Kanten durch Umrühren in eiserner Trommel bei Glühhitze ab. Die auf solche Weise gewonnenen G. heißen Venetianische oder Stickperlen. Die dicken massiven oder gewickelten Perlen stellt man in der Weise her, daß man einen spitz zulaufenden Eisenstab in das geschmolzene Glas taucht und ihn so lange dreht, bis die aufgenommene Glasmasse eine vollkommen runde Gestalt angenommen hat. Die den echten Perlen ähnlichen hohlen Perlen werden aus Glasröhren vor der Glasbläserlampe geblasen und auf der Innenseite mit der aus den glänzenden Schuppen des Weißfisches hergestellten Perlenessenz (s. Fischschuppen) überzogen.

Glasporphyr, eine antike Glasmasse.

Glasporzellan, s. Frittenporzellan.

Glasraffinerie, s. Glas (S. 42b).

Glasrahmen, Spiegelrahmen aus geschliffenem, graviertem und facettiertem Glas. Sie wurden zuerst in Venedig im 17. Jahrh. gefertigt und bald darauf in ganz Europa beliebt. In neuerer Zeit hat man diese im 18. Jahrh. aufgegebene Rahmenart wieder anzufertigen begonnen.

Glasröhren, s. Glas (S. 37b und 41b).

Glassatz, s. Glas (S. 39a).

Glaßberg, s. Blauenberg.

Glaßbrenner, Adolf, humoristischer und satir. Schriftsteller, geb. 27. März 1810 in Berlin, redigierte seit 1831 die Zeitschrift «Don Quixote», die 1833 durch den Minister von Brenn unterdrückt wurde. Ein Auszug aus dem Blatt erschien u. d. T. «Aus den Papieren eines Hingerichteten» (Lpz. 1834). Unter dem Namen Adolf Brennglas veröffentlichte er eine Reihe kleiner Schriften u. d. T. «Berlin wie es ist und – trinkt" (33 Hefte, Berl. u. Lpz. 1832–50, teilweise vielfach aufgelegt) und «Buntes Berlin» (13 Hefte, Berl. 1835–52), die häufig nachgeahmt wurden und mit denen er der Begründer der modernen humoristischen und satir. Berliner Volkslitteratur wurde. Verwandte Arbeiten von G. sind «Leben und Treiben der feinen Welt» (Lpz. 1834) und «Berliner Volksleben» (3 Bde., ebd. 1846). Nach einem Aufenthalt in Wien 1835 schrieb er anonym «Bilder und Träume aus Wien» (2 Bde., Lpz. 1836), die vom Bundestag verboten wurden. G. heiratete 1840 die Schauspielerin Adele Peroni (geb. 17. Jan. 1816 ↔ in Brünn), mit der er 1841 infolge ihres lebenslänglichen Engagements nach Neustrelitz zog. Hier schrieb er seine «Verbotenen Lieder» (Zür. 1843), die in der dritten und fünften Auflage (Berl. 1870) den Titel «Gedichte von G.» erhielten, und das komische Epos «Neuer Reineke Fuchs» (Lpz. 1846 u. ö.), dem er in «Der verkehrten Welt» (Frankf. 1856) ein Seitenstück folgen ließ. Diese Werke stellen G. in die Reihe der vorzüglichsten satir. Dichter. Sein «Komischer Volkskalender» (Hamb. 1846–65) war im demokratischen Sinne gehalten. G. wurde 1848 Führer der demokratischen Partei in Mecklenburg-Strelitz. 1850 des Landes verwiesen, lebte er in Hamburg, bis er 1858 nach Berlin zurückkehrte, wo er die Redaktion der «Berliner Montagspost» bis zu seinem 25. Sept. 1876 erfolgten Tode führte. In der nachmärzlichen Zeit entstanden noch das bittere Aristophanische Lustspiel «Kaspar der Mensch» (Hamb. 1850), «Neue Gedichte» (Wien 1866), «Komische Tausendundeine Nacht» (Hamb. 1852), «Xenien der Gegenwart» (mit D. Sanders, ebd. 1850). Hierzu kommen die verbreiteten harmlosen Kinderschriften «Lachende Kinder», «Sprechende Tiere» und «Die Insel Marzipan». – Vgl. Schmidt-Cabanis, Adolf G. Ein biographisch-litterar. Essay (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1877, 1. Hälfte).

Glasschlange, s. Blindschleiche.

Glasschleifen, s. Glas (S. 43a).

Glasschmalz, s. Salicornia.

Glasschrift, s. Glasdruck.

Glasschwämme (Hexactinellidae), eine Ordnung der Schwämme, ausgezeichnet durch sechsstrahlige Kieselnadeln, die entweder alle isoliert bleiben oder zum größern Teil miteinander zur Bildung eines Gitterwerks mit mehr oder weniger kubischen Maschen verschmelzen. Alle Nadeln haben jenen sechsstrahligen Typus, aber die einzelnen Strahlen können in Größe und Beschaffenheit ihrer Spitzen sehr verschieden entwickelt sein. Man unterscheidet zwei Unterordnungen:

  • 1) Dictyoninae Zittel mit verschmolzenen Nadeln,
  • 2) Lyssacinae Zittel mit freien oder nur oberflächlich durch Kieselsubstanz verkitteten Nadeln.

Die meisten Formen finden sich in bedeutendern Meerestiefen; fossil treten sie schon im Silur auf. Zu den Dictyoninen gehört Lefroyella decora Wyv. Thomson (s. Tafel: Glasschwämme, Fig. 3) von den Bermudas, aus einer Tiefe von fast 800 m, Aphrocallistes vastus F. E. Schulze (Fig. 4) von Japan, aus etwa 330 m sowie Aphrocallistes ramosus F. E. Schulze (Fig. 5) von den Philippinen, aus etwa 700 m Tiefe; zu den Lyssacinen gehören Euplectella aspergillum R. Owen (Fig. 1), eine der häufigsten Arten von den Philippinen, in Tiefen von 180 m ab, und Hyalonema Thomsoni W. Marshall (Fig. 2) im nördl. Atlantischen Ocean, von den Hebriden bis Azoren, in 900–1800 m Tiefe.

Glasschwärmer oder Glasflügler (Sesiariae), Schmetterlinge, die eine Unterfamilie der Holzbohrer (s. d.) bilden und durch ihre Form und die glashellen Flügel, die nur zuweilen mit farbigen Rändern gesäumt sind, Bienen, Hummeln oder Wespen äußerlich gleichen. Die Schmetterlinge fliegen wenig, sitzen meist ruhig an den Futterpflanzen ihrer Raupen und legen hier ihre Eier ab. Die farblosen Raupen leben meist ein oder zwei Jahre im Innern von Holzgewächsen oder krautartigen Pflanzen und fressen besondere Gänge aus, in denen sie sich verpuppen und aus welchen sich die mit Stachelkränzen versehene Puppe vor dem

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 56.