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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Russell

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Russell (Familie) - Russell (John, Graf)

unbeschreiblicher Farbenpracht, darunter den bekannten Brillant- oder Juwelenkäfer (Entimus imperialis Fab., s. nachstehende Abbildung), der häufig zu Schmuckgegenständen verarbeitet wird. Weitere exotische Formen sind: Holonychus acanthosus Fahrs. (s. Tafel: Käfer Ⅱ, Fig. 1) von Madagaskar, der langfüßige Palmenbohrer (Cyrtotrachelus longipes Fabr., Taf. Ⅱ, Fig. 2) aus China, dessen Larve gegessen wird, Rhina barbirostris Oliv. (Taf. Ⅱ, Fig. 8) aus dem tropischen Südamerika, Eupholus Chevrolati Guér. von Amboina. Die Gattung Brachycerus, ausgezeichnet durch eine äußerst harte Körperbedeckung, umfaßt überaus zahlreiche, in den Grasländern Afrikas auf dem Boden lebende Arten (z. B. Brachycerus apterus L.), sehr häufig am Kap der Guten Hoffnung. Die fußlosen Larven der R. leben in allen Teilen der Pflanzen. Nur die einer Gattung (Brachytarsus) macht hiervon eine Ausnahme, indem sie sich von Schildläusen nährt.

^[Abb.]

Russell (spr. röss-), alte engl. Familie, die aus der Normandie mit Wilhelm dem Eroberer nach England gekommen sein soll. Der Gründer der Bedeutung des Hauses war John R., der von Heinrich Ⅷ. zu verschiedenen diplomat. Sendungen benutzt und zum Großadmiral, Lord R. (1539) und Geheimsiegelbewahrer erhoben wurde. Durch Zuwendungen aus den säkularisierten Klostergütern erhielt er bedeutenden Besitz. Er war einer der 16 Regentschaftsräte für den unmündigen Eduard Ⅵ., wurde 1550 zum Grafen von Bedford erhoben und damit Ahnherr der heutigen Herzöge von Bedford (s. d.). Auch unter Maria Ⅰ. blieb er im Amt. Er starb 14. März 1555. – Lord William R., geb. 29. Sept. 1639, Sohn des fünften Grafen von Bedford, kam frühzeitig ins Unterhaus und opponierte an der Spitze der im Gegensatz zur Hofpartei sog. Landpartei dem Cabalministerium (s. d.) wie dem Grafen Danby, nach dessen Sturz (1679) er Mitglied des Geheimen Rats unter Shaftesburys Vorsitz wurde. Als dieser, ein Gegner der Thronfolge des kath. Jakob und Anwalt des Herzogs von Monmouth, noch in demselben Jahre von Karl abgesetzt wurde, schied auch sein Gesinnungsgenosse R. aus und führte im Parlament mit ihm den weitern Kampf gegen Jakob. Durch die Entdeckung des von einigen Fanatikern der Whigpartei geplanten sog. Rye-House-Komplottes (s. d.) (1683) wurden auch die führenden Whigs, vor allem auch R. belastet, und wenn er auch von dem beabsichtigten Attentat nicht die geringste Kenntnis besessen hatte, so wurde er doch verurteilt und 21. Juli 1683 hingerichtet.

Russell (spr. röss-), John, Graf, engl. Staatsmann, geb. 18. Aug. 1792 als dritter Sohn des sechsten Herzogs von Bedford, studierte in Edinburgh, trat schon 1813 ins Unterhaus zu den Whigs und wurde seit 1819 einer der eifrigsten Vorkämpfer der Parlamentsreform. Unermüdlich brachte er seine Anträge ein, und wenn er auch zunächst unmittelbaren Erfolg nicht hatte, so hielt er die Reformfrage beständig in Fluß. Mit Eifer wirkte er für die 1828 erfolgende Aufhebung der Testakte (s. d.) und im nächsten Jahre für die Katholikenbefreiung. 1830 trat er in das Whigkabinett Grey als Kriegszahlmeister und brachte 1831 die Reformbill (s. d.) vor das Unterhaus, die endlich 1832 nach harten Kämpfen durchging. Nach dem Rücktritt der Whigs (Nov. 1834) führte er in dem 1835 neu eröffneten Parlament die Opposition, veranlaßte durch geschickte Taktik die Tories zur Amtsniederlegung und wurde im neuen Ministerium Melbourne Staatssekretär des Innern, später (1839) der Kolonien. Als die bewegende Seele des Kabinetts nahm er wesentlichen Anteil an der Städtereform, der irländ. Zehntbill, der neuen Armengesetzgebung, der Organisation des öffentlichen Unterrichts und der Verbesserung der Rechtspflege. Als die gegen die Korngesetze gerichtete Opposition sowie andere innere und äußere Schwierigkeiten im Aug. 1841 den Sturz des Whigministeriums herbeiführten, unterstützte R., zum Abgeordneten der City von London gewählt, nun das konservative Ministerium Peel in den Fragen, welche die Freiheit des Handels, die Verbesserung des Loses der arbeitenden Klassen und die Aufrechthaltung der Ruhe in Irland betrafen. Nach Peels Rücktritt 1846 übernahm er die Leitung eines Whigministeriums, dem die schwere und nur halb gelöste Aufgabe der Milderung der irischen Hungersnot (1846‒47) zufiel. Das schwankend gewordene Kabinett kam 1852 zu Fall, als der wegen eigenmächtigen Handelns von R. 1851 entfernte Minister des Auswärtigen, Palmerston, gegen die frühern Genossen arbeitete. Nach kurzer toryistischer Zwischenregierung trat R. in ein Koalitionsministerium Aberdeen als Führer des Unterhauses, schied aber Jan. 1855 aus, weil er dem Antrag Roebucks für die Untersuchung der Armeeverwaltung im Orientkrieg nicht entgegentreten wollte, worauf das Kabinett selbst fiel und Palmerston ins Amt trat. R. ließ sich bewegen, unter ihm Febr. 1855 das Kolonialamt und die Vertretung Englands bei den Friedensvorverhandlungen in Wien zu übernehmen. Seine dortige Haltung aber erfuhr solche Anfeindung, daß er Juli 1855 aus dem Ministerium ausschied und sich bis zum Sturz Palmerstons 1858 in scharfer Opposition hielt. Nach erfolgter Versöhnung trat er schon 1859 als Leiter des Auswärtigen in das neue Kabinett Palmerston und wurde 1861 als Viscount Amberley und Graf R. ins Oberhaus erhoben. Wesentliche Erfolge wies seine auswärtige Politik nicht auf, er erlitt 1863 während des poln. Aufstandes von Rußland für seine diplomat. Einmischung eine demütigende Abfertigung, und ebenso erfolglos blieb seine vordringliche und preußenfeindliche Einmischung in die deutsch-dän. Verwicklung. Nach PalmerstonsTod (18. Okt. 1865) wurde er selbst Premierminister, und unter ihm brachte Gladstone die neue Reformbill im Unterhause ein, die wenig befriedigte und schließlich nach einer parlamentarischen Niederlage den Rücktritt des Kabinetts herbeiführte. R. bekleidete fortan kein öffentliches Amt mehr, sein Versuch (1869), eine Oberhausreform durch Ernennung lebenslänglicher Peers durchzuführen, scheiterte. Er starb 28. Mai 1878 in seinem Landhause Pembroke-Lodge bei Richmond. Als Parlamentsredner zeichnete sich R. weniger durch Schwung als durch eine scharfe Dialektik und Klarheit der Darstellung aus. Als Schriftsteller machte er sich bekannt durch einen «Essay on the history of the English government and constitution» (Lond. 1821; 3. Aufl. 1865; deutsch Lpz. 1825 und Freiburg 1872) und unvollendet gebliebene «Memoirs of the affairs of Europe, from the peace of Utrecht to the present