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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmerzen Mariä - Schmetterlinge

Hüftgelenkentzündung, Schulterschmerzen bei Unterleibsaffektionen. Die Stärke des S. hängt nicht nur von der schmerzerregenden Ursache ab, sondern auch von der Reizbarkeit des betroffenen Individuums. In Krankheiten steigert sich oft die Empfänglichkeit für körperliche Schmerzempfindungen in erstaunlicher Weise, während andererseits Geisteszerrüttung für körperlichen S. häufig unempfindlich macht. Über die Behandlung des S. s. Neuralgien.

Mehr in bildlicher Weise spricht man auch von rein geistigem S., dem Seelenschmerz, z. B. Reue, Trauer, Angst; derselbe kann, obwobl er nicht so intensiv ist wie der körperliche S., durch seine Dauer und seine allgemeine Wirkung die größte Gefahr für den Organismus hervorrufen. - Vgl. Dumont, Vergnügen und S. (deutsch, Lpz. 1876); Oppenheimer, S. und Temperaturempfindung (Berl. 1893); Goldscheider, Über den S. in physiol. und klinischer Hinsicht (ebd. 1894).

Schmerzen Mariä, Schmerzensfreitag, s. Mariä sieben Freuden.

Schmerzensgeld, eine Geldentschädigung, die nach manchen deutschen Gesetzgebungen wie nach Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 1325 der Urheber einer Körperverletzung dem Verletzten wegen der damit zugefügten Schmerzen zahlen muß und die ganz unabhängig von der Strafe eintritt. Die Höhe des S. richtet sich nach der Schwere der Verletzung und den sonstigen Strafabmessungsgründen; der Betrag wird durch richterliches Ermessen bestimmt. (S. Körperverletzung.) Nach dem Entwurf des Bürgerl. Gesetzb. §. 770 kann im Fall einer schuldhaften Körper- oder Gesundheitsverletzung sowie im Fall schuldhafter Freiheitsentziehung der Verletzte auch wegen eines andern Schadens als eines Vermögensschadens eine billige Entschädigung in Geld verlangen. Ein gleicher Anspruch soll einer Frauensperson im Fall einer Notzucht und einiger anderer Fleischesverbrechen zustehen.

Schmerzlosigkeit, s. Analgesie.

Schmerzstillende Mittel, diejenigen Heilmittel, welche die Nerven und das Gehirn gegen Schmerz unempfindlich machen. (S. Anodyna, Anästhesieren und Narkotische Mittel.)

Schm. et Kze., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für J. K.^[Johann Karl] Schmidt, geb. 1793 zu Bernstadt in der Oberlausitz, gest. 1850 als Konservator des Schuttlewortschen Herbariums in Bern, und für Gustav Kunze (s. d.).

Schmettau, Samuel, Reichsgraf von, preuß. Generalfeldmarschall, Grandmaître de l'Artillerie, geb. 20. März 1684 zu Berlin, stand zuerst in dän., dann in ansbachischen Diensten und focht im Spanischen Erbfolgekriege bei Höchstädt und Malplaquet mit, wurde 1707 Generaladjutant des Erbprinzen von Hessen und trat 1714 in poln. Dienste, wo er während der Konföderationsunruhen dem König August II. wichtige Dienste leistete. Bald nachher ging er in österr. Dienste über, kämpfte 1717 gegen die Türken und die Spanier auf Sicilien, wo er sich als Generalwachtmeister bei Villafranca auszeichnete. 1720 leitete er die Belagerung von Messina; 1731 ging er nach Genua, um den Aufruhr zu stillen, und als ihm dieses gelungen, 1733 als Feldmarschalllieutenant gegen die Franzosen nach dem Rhein. Hierauf wohnte er dem Türkenkriege 1737 als Feldzeugmeister bei und verteidigte 1739 Belgrad. 1741 wurde er Generalfeldmarschall. Beim Ausbruch des Krieges zwischen Österreich und Preußen berief ihn Friedrich II. als preuß. Unterthan zurück. Da S. aber nicht wünschte, gegen Österreich zu fechten, so verwendete ihn Friedrich als Gesandten, zuerst in München bei Kaiser Karl VII. und später in Paris; dock befehligte er in der Schlacht bei Chotusitz (1742) die Kavallerie des rechten Flügels. Er starb 18. Aug. 1751 zu Berlin.

Schmetten, soviel wie Rahm (s. d.).

Schmetterlinge (Lepidoptera, s. die Tafel: Schmetterlinge I und II), eine große, etwa 20000 bekannte Arten zählende Ordnung der Insekten, die sich durch vier staubartig beschuppte Flügel von gleicher Substanz, einen spiralig einwärts gerollten Rüssel und die sehr vollkommene Verwandlung auszeichnet. Die Größe der S. ist äußerst verschieden; einige Motten messen ausgebreitet nur wenige Millimeter, manche ausländische Tagschmetterlinge bis gegen 30 cm. Der Körper besteht aus den bei allen vollkommenern Insekten gewöhnlichen Abschnitten, Kopf, Brust und Hinterleib; nur sind die Brustringe eng untereinander verbunden. Von den drei Fußpaaren bleibt das erste bisweilen (als sog. Putzfüße) sehr klein. Die Flügel zeigen eine sehr große Abwechselung der Umrisse. Sie sind ganzrandig oder sind mannigfach ausgeschnitten, bei den Federmotten fast bis zur Wurzel in mehrere Teile zerschnitten, bald geschwänzt, bald ungeschwänzt, bei allen mit feinen staubartigen Schüppchen dachziegelartig bedeckt, die sehr verschieden gefärbt und gestaltet, breit oder lang, dick oder dünn, rund oder eckig, stumpf, spitzig oder gezähnt, gestielt oder stiellos u. s. w. sind. (S. Tafel: Körperbedeckung der Tiere I, Fig. 22-31.) Nur bei wenigen sind die Flügel an einzelnen Stellen oder die Vorderflügel größtenteils schuppenlos und durchsichtig wie bei den Glasflüglern (Sesia). Bei sehr wenigen Weibchen sind die Flügel sehr kurz oder fehlen gar gänzlich, wie bei dem großen Frostschmetterling (Geometra defoliaria L., s. Tafel: Schädliche Forstinsekten II, Fig. 6 b), dem Aprikosenspinner, den Sackträgerrn u. a. m. Die Ernährungswerkzeuge sind weniger kompliziert gebaut wie diejenigen der Käfer, bestehen aber hauptsächlich aus dem Rüssel und haben auch nur die Bestimmung zum Aufsaugen flüssiger Stoffe (Honig, Wasser), die nicht in großer Menge aufgenommen werden und überhaupt nicht als Nahrungsmittel gelten können; ja einige Arten von S. scheinen ihr kurzes Leben hindurch durchaus nichts zu genießen, indem manchen Eulenarten der Rüssel ganz fehlt. Die Oberlippe ist nur als Rudiment vorhanden, die Unterlippe aber groß, dreieckig, mit zwei großen, meist dreigliedrigen Lippentastern, zwischen denen der aus zwei Hälften, den modifizierten Kiefern, bestehende Rüssel liegt, an dessen Grunde die kleinen, ein- bis dreigliedrigen Kiefertaster sitzen. Alle haben zwei große facettierte Augen, nur sehr wenige zugleich Nebenaugen.

Die Geschlechter sind äußerlich oft leicht erkennbar. Die Weibchen sind meistenteils größer, oft minder lebhaft gefärbt, haben einen dickern Hinterleib und oft dünnere Fühler (z. B. bei der Nonne, Fig. 1 a; beim Kiefernspinner, Fig. 2 a u. s. w.). Die Weibchen legen Eier von verschiedener, oft sehr zierlicher Gestalt und mit verwickeltem Mikropylapparat (s. Tafel: Eier II, Fig. 13 u. 14), aus denen nach Ablauf einer feststehenden Zeit die Raupe (s. d. und Tafel: Raupen) hervorkommt, die, zur Fortpflanzung unfähig, nur auf Anhäufung von Körpermasse durch Ernährung hingewiesen, also sehr