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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schrenck; Schrengen; Schrenzpapier; Schreyer; Schreyvogel; Schriesheim; Schrift

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Schrenck – Schrift

Schrenck, Karl, Freiherr von, bayr. Staatsmann, geb. 17. Aug. 1806 zu Wetterfeld bei Cham, Sohn des bayr. Justizministers Sebastian , von S., studierte die Rechte, wurde 1834 Landgerichtsassessor in Landshut, 1838 Regierungsrat im Ministerium des Innern, 1845 Regierungspräsident der Pfalz, 1846 an Stelle seines Vaters Justiz- und Kultusminister. Im Febr. 1847 unterzeichnete er das Memorandum gegen Lola Montez, erhielt seine Entlassung und wurde nach einigen Wochen als Regierungspräsident der Oberpfalz in den Ruhestand versetzt. 1848 wurde er als Abgeordneter in die Nationalversammlung gewählt. König Maximilian II. ernannte ihn 1848 zum Regierungspräsidenten in Niederbayern, 1850 zum Bundestagsgesandten in Frankfurt. 1859 wechselte S. mit von der Pfordten seine Stelle und übernahm im neuen Ministerium das äußere und den Handel, doch hatte seine Politik nach außen nur sehr zweifelhafte Resultate. In der seit 1862 schwebenden Frage des franz.-deutschen Handelsvertrags hielt er so lange an der Opposition fest, bis er, durch ein preuß. Ultimatum gezwungen, Sept. 1864 nachgeben mußte und infolgedessen seine Entlassung nahm. S. wechselte wieder mit von der Pfordten die Stelle und ging im Dezember wieder als Gesandter an den Bundestag, dessen letzten Sitzungen er 1866 in Augsburg beiwohnte. Seitdem war S. Staatsrat und lebenslängliches Mitglied des Reichsrats. 1868 wurde er Vertreter eines oberpfälz. Wahlbezirks im Zollparlament. Während des Krieges von 1870–71 war S. Gesandter in Wien, seit 1872 zweiter Präsident der Reichsratskammer. Er starb 10. Sept. 1884 zu Wetterfeld.

Schrengen, s. Edelsteinimitationen (Bd. 5, S. 708a).

Schrenzpapier, Schrenz, dünnes, ungeleimtes oder halbgeleimtes, in kleinen Formaten hergestelltes Packpapier aus ungebleichten, groben, meist leinenen oder baumwollenen Lumpen. Die bessern Sorten werden auch für geringe Buchdruckarbeiten gebraucht. (S. auch Buchbinderei, Bd. 3, S. 651b.)

Schreyer, Adolf, Maler, geb. 9. Juli 1828 zu Frankfurt a.M., empfing daselbst im Städelschen Institut den ersten Unterricht, bildete sich dann in München und Düsseldorf. 1854 schloß er sich der österr. Armee auf ihrem Marsch in die Donaufürstentümer an, machte dann mit höhern österr. Offizieren (darunter Fürst von Thurn und Taxis) einen Ritt durch Kleinasien. 1861 ging er nach Algerien und siedelte 1862 nach Paris über, wo er großes Aufsehen erweckte mit seinen Bildern: Kosakenpferde im Schneegestöber und Artilleriefeuer aus dem Krimkrieg 1855 (Salon von 1864 und 1865; für die Galerie des Luxembourg erworben). Hervorragende Bilder von ihm befinden sich ferner in den Galerien zu Hamburg (Walachische Transportkolonne), Köln, Manchester, Neuyork; ebenso besitzen der Kaiser von Österreich, der König von Belgien, der Großherzog von Mecklenburg, Fürst Taxis, Fürst Bismarck und die Herzogin von Leuchtenberg eine Auswahl seiner besten Werke. S. lebt teils in Paris, teils in Cronberg im Taunus.

Schreyvogel, Jos., Schriftsteller, geb. 27. März 1768 zu Wien, studierte daselbst und lebte dann, schriftstellerisch thätig, in Jena, bis er 1802 kaiserl. Hoftheatersekretär in Wien wurde. 1804 errichtete er ein Kunst- und Industriecomptoir, das er bis 1814 leitete. Hierauf wurde S. Theatersekretär und Dramaturg und erwarb sich große Verdienste um die Blüte und den Ruhm des Burgtheaters, dessen ↔ Repertoire er auch durch musterhafte Bearbeitung span. Dramen bereicherte, unter denen «Don Gutierre» und «Das Leben ein Traum» nach Calderon und «Donna Diana» nach Moreto am bekanntesten wurden. Am 28. Mai 1832 wurde S. in schroffer, verletzender Form pensioniert; 28. Juli 1832 erlag er der Cholera. Seine eigenen Dichtungen sind, wie seine prosaischen Darstellungen, korrekt und elegant, aber ohne höhern Wert; als Schriftsteller nannte er sich Thomas West oder Karl August West. Seine «Gesammelten Schriften» erschienen in vier Bänden (Braunschw. 1829; neue Aufl. 1836). – Vgl. C. L. Costenoble, Aus dem Burgtheater 1818–37 (2 Bde., Wien 1889).

Schriesheim, Marktflecken im bad. Kreis und Amtsbezirk Mannheim, an der Bergstraße, an der Mannheim-Weinheimer Eisenbahn (Nebenbahn), hat (1890) 2363 E., darunter 551 Katholiken und 66 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche; Fabriken für Kunstbaumwolle, Emulsionspapier, Grünkern, Essig, Hefen und Malz, mechan. Werkstätte, Mühlen, Weinhandel, Wein-, Obst-, Tabak-, Spargel- und Hopfenbau, und wird als Luftkurort viel besucht. Auf dem nahen Ölberg die Ruine des von Kurfürst Friedrich dem Siegreichen von der Pfalz 1470 zerstörten Schlosses Strahlenburg.

Schrift, die sichtbaren Zeichen, welche ganze Worte oder Teile derselben fixieren und wiedergeben. Jede natürlich gewordene, nicht künstlich gemachte S. ist entstanden aus Bilderschrift; diese ist so alt wie der Nachahmungstrieb des Menschen, man kann also nicht von einer einmaligen Erfindung reden. Die Bilderschrift hat vor der Buchstabenschrift den Vorteil, daß sie die Sache, nicht das Wort für dieselbe wiedergiebt, denn die Bilder sind auch denen verständlich, die verschiedene Sprachen reden; aber sie erfordert deshalb ebenso viele Zeichen, als es Sachen giebt; daher die Schwierigkeit der Erlernung und die Unbehilflichkeit des Ausdrucks. Manche Bilderschriften, so z.B. die der Indianer, sind auf der niedrigsten Stufe stehen geblieben und deshalb kaum als S. zu bezeichnen, während andere eine Durchbildung und Stilisierung durchgemacht haben; diese allein kommen hier in Betracht. Man kennt fünf voneinander unabhängige Schriftsysteme:

Von diesen ist nur die ägyptische S. zu einer wirklichen Buchstabenschrift weiter entwickelt. Zu einer rein alphabetischen S. sind jedoch die Ägypter nicht durchgedrungen. Diesen letzten Schritt haben die Phönizier gethan, die neben und vielfach in Ägypten wohnten, sich die Erfindung der Ägypter aneigneten und fortbildeten. Sie machten sich ein Alphabet von 22 wirklichen Buchstaben, d.h. Konsonanten und Halbvokalen, die von rechts nach links geschrieben wurden. Von diesem semit. Uralphabet stammen die verschiedenen Arten semitischer S. (die der Phönizier, Aramäer, Syrer, Himjariten [s. d.], Äthiopier (s. Äthiopische Sprache, Araber). Die älteste ziemlich genau datierbare altsemit. Inschrift ist die Stele des Königs Mesa (s. d.) von Moab, der im 2. Buch der Könige erwähnt wird und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 617.