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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wacholderbeeröl - Wachsleinwand

schwarzblauen Beerenzapfen, welche nur 1-2 Samen enthalten. In Deutschland pflanzt man ihn in Anlagen und bindet aus seinen lange grün bleibenden Zweigen Totenkränze. Sein feines rotbraunes Holz wird besonders zu Bleistiften verwendet und bildet daher in Nordamerika einen wichtigen Ausfuhrartikel für die europ. Bleistiftfabriken. Außerdem werden große Mengen dieses Holzes zur Herstellung von Cigarrenkisten benutzt.

Wacholderbeeröl, Wacholderöl, ätherisches Öl, das durch Dampfdestillation der zerquetschten reifen Früchte von Juniperus communis L. gewonnen wird. Es besteht wesentlich aus Terpenen, scheidet aber in der Kälte ein Stearopten aus. Es findet Verwendung bei der Bereitung von Branntwein und Liqueuren (Steinhäger, Genever, Gin). W. ist als Oleum Juniperi auch offizinell und dient als harntreibendes Mittel und äußerlich zu Einreibungen.

Wacholderbranntwein, s. Genever.

Wacholderdrossel, s. Krammetsvogel.

Wacholderöl, s. Wacholderbeeröl.

Wacholderspiritus (Spiritus Juniperi), wird erhalten durch Destillation von gequetschten Wacholderbeeren mit Weingeist und Wasser.

Wachparade, s. Parade.

Wachs (lat. cera frz. cire; engl. wax), eine den Fetten verwandte Substanz, wird unterschieden als Insektenwachs und Pflanzenwachs. Das gewöhnliche oder Bienenwachs, dessen sich die Bienen (s. d.) zum Bau der Zellen und Vorratskammern für den Honig bedienen, wird im Körper der Bienen aus dem Honig umgesetzt und schmilzt, in Gestalt kleiner Tröpfchen, die sehr bald zu kleinen Wachsschuppen erhärten, zwischen den Ringen des Hinterleibes aus. Nachdem man den Honig in gelinder Wärme, am besten durch Ausschleudern mit der Centrifugalmaschine, zum Ausfließen gebracht hat, werden die Waben gepreßt, in Wasser umgeschmolzen und dann in je nach Landesgebrauch verschiedenen Formen der Erstarrung überlassen. Das so erhaltene W. ist das gelbe W. (Cera flava); es ist in der Kälte spröde, in der Wärme weich und plastisch, schmilzt zwiscken 63 und 64° C., hat ein spec. Gewicht von 0,96, löst sich nicht im Wasser, zum größten Teil in heißem Alkohol, leicht in warmem Benzin und in Schwefelkohlenstoff. Papier macht es wie Fette und Paraffin durchscheinend (Wachspapier, s. d.). Es besteht aus einem Gemenge von roher Cerotinsäureund Myricin (Palmitinsäuremyricyläther), enthält jedoch noch einige andere Stoffe (Cerylalkodol und Kohlenwasserstoffe). Durch Bleichen (s. d.) erhält man das weiße W. (Cera alba), auch Jungfernwachs genannt, das in Scheiben und Blöcken in den Handel kommt; es ist etwas härter als das gelbe W. und hat ein spec. Gewicht von 0,964 bis 0,974. Man verwendet das W., welches häufig mit Kolophonium, Harzen, Stearinsäure, Fetten, Paraffin u. s. w. verfälscht wird, zu Kerzen und Wachsstöcken, als Bestandteil von Salben, als Bindemittel für die Wachsmalerei, zum Wichsen der Parkettböden und Nähfäden, als Modelliermaterial zum Bossieren in W. u. s. w. Neuerdings konkurriert das imitierte Bienenwachs (Mineralwachs, Ceresin, s. d.) mit dem echten W. Hauptproduktionsgegenden des Bienenwachses sind in Deutschland: Hannover und Holstein; ferner liefern Österreich-Ungarn, Italien, Frankreich, das nördl. Afrika, der Orient, Südamerika (Chile), Madagaskar, Mozambique große Mengen davon (Handelsplatz für überseeisches

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W. ist Hamburg, dessen Einfuhr 1894: 24 236 Doppelcentner betrug). Wert im Großhandel (1897): gelbes W. 3 M., weißes W. 3,40 M. das Kilogramm. Ändere Sorten von Insektenwachs sind das Pe-la-tschong (s. d.) oder weißes Chinawachs und das eigentliche Chinesische Wachs (s. d.). Fälschlich wird mit letzterm Namen auch der vegetabilische Chinesische Talg (s. d.) bezeichnet. - Die bekanntesten Sorten von Pflanzenwachs sind: das Japanische Wachs (s. d.), das Carnaubawachs (s. d.), das Palm- oder Palmenwachs von mehrern Arten von Ceroxylon (s. d.), das olivengrüne Ocubawachs von Myristica ocuba H. et B. und das Myrica- oder Myrtenwachs, das im Süden der Vereinigten Staaten von Amerika durch Auskochung der Früchte von Myrica cerifera L. gewonnen wird. Über das Grüne Wachs s. d. - Spanisches W. ist eine ältere Bezeichnung des Siegellacks (s. d.). - Vgl. Pütter, Wachsindustrie (Weim. 1880); Benedikt, Analyse der Fette und Wachsarten (3. Aufl., Berl. 1897).

Wachsamkeit, Orden der, s. Falkenorden.

Wachsbarchent, s. Wachstuch.

Wachsbaum, Wachsbeere, s. Myrica.

Wachsbildnerei, Cero Plastik, die Kunst, aus Wachs (s. Bossierwachs) plastische Gegenstände, wie Entwürfe zu Bildhauerarbeiten, Modelle für kleinere Kunstbronzegegenstände, Wachsfiguren (s. d.), Puppenköpfe, Wachsblumen (s. d.) u. a. zu formen.

Wachsblume, Pflanzenart, s. Hoya.

Wachsblumen, aus Wachs gefertigte künstliche Blumen, die um die Mitte des 19. Jahrh. allgemein beliebt waren. Das hier zur Anwendung kommende Material (Bienenwachs mit einem Zusatz von Terpentinöl) gestattet eine so treue Wiedergabe der natürlichen Formen, daß solche Blumen oft als Lehrmittel für den botan. Unterricht benutzt werden; als Dekorations- und Schmuckgegenstände sind sie dagegen, infolge ihrer Zartheit sowie ihrer Empfindlichkeit gegen Wärme, wenig geeignet.

Wachschlafsucht, s. Agrypnie.

Wachsdegeneration, Wachsentartung, s. Amyloidentartung.

Wachsenburg, eine der drei Gleichen (s. d.).

Wachsend heißt in der Heraldik eine aus einer Teilung, einem Spalt, einer gemeinen Figur oder auch aus dem Helme mit ihrer obern oder vordern Hälfte hervorragende Gestalt.

Wachsfiguren, die meist lebensgroßen, plastischen Darstellungen von merkwürdigen Persönlichkeiten und Gruppen, an denen das Nackte von Wachs, die Gewandung aber wirklich, der Körper darunter ausgestopft ist. Von Sammlungen solcher Figuren (Wachsfigurenkabinette) ist die älteste bekannte die Tussaudsche (Jos. Tussaud, gest. 1892), 1780 in Paris eröffnet, jetzt (seit 1802) in London. Neuerdings hat Castans Panoptikum in Berlin Berühmtheit erlangt. Künstlerischen Wert haben die W. nur selten.

Wachshaut (Ceroma), die farbige, weiche Haut an der Schnabelwurzel der Raubvögel, Papageien u. s. w., die, wie es scheint, hauptsächlich zum Tasten dient, wenigstens reich an Nervenendkörperchen ist.

Wachskattun, s. Wachstuch.

Wachskerze, s. Kerze.

Wachskohle, s. Pyropissit.

Wachskraut, s. Cerinthe.

Wachskrystalle, s. Alaun.

Wachsleinwand, s. Wachstuch.